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JAZZ
AKITAKASE
ALEXANDER VON SCHLIPPENBACH
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Aki Takase,
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Alexander von SchlippenbadT
SO LONG, ERIC!
Intakt/HM CD
(67’)
Natürlich sind die zwei Pianisten die
Sensation dieser Scheibe. Sie ge-
ben die Themen vor, ordnen im Zent-
rum die widerstrebenden Kräfte.
Aki Takase und ihr Mann Alexander
von Schlippenbach machen sich auf
den Weg, Eric Dolphy wiederzuent-
decken, diese zu früh gestorbene
Galionsfigur des freien Jazz. Trotz-
dem stehen wir vor einer autarken
Neuschöpfung! Denn Takase und
Schlippenbach geht es weder um
eine sentimental melancholische
Verbeugung noch um eine devote
Bezeugung. Sie wollen - schon das
eine turmhohe Herausforderung -
ein musikalisches Porträt von Eric
Dolphy zeichnen. Aber jedes Por-
trät ist nur dann von Belang, wenn
CDs
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NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
es neben der Ähnlichkeit des Por-
trätierten auch die künstlerische
Eigenständigkeit des Porträtisten
bezeugt.
Was ist das für eine Band! Ne-
ben dem alten Weggefährten Karl
Berger am Vibraphon, Rudi Mahall
an den Klarinetten, Nils Wogram
an der Posaune, die wunderbaren
Saxophonisten Tobias Delius und
Henrik Walsdorf an Tenor und Alt
und Axel Dörner an der Trompete.
Dazu die fett gedoppelte Rhyth-
mussektion mit Wilbert de Joode
und Antonio Borghini (Bass) sowie
Han Bennink und Heinrich Köbber-
ling am Schlagzeug. Bennink und
Berger haben noch mit Dolphy mu-
siziert. Takase und Schlippenbach
mischen die Formation immer neu,
wechseln sich ab oder musizieren
zusammen. Immer bleibt das musi-
kalische Geflecht dicht.
Der Albumtitel „So Long, Eric!“
bezieht sich auf den Song, den
Charles Mingus verfasste, als Dol-
phy die Mingus-Band verlassen
wollte, um in Europa sein Glück zu
suchen. Dort starb er
19 6 4
an den
Folgen einer unerkannten Diabetes.
Hier beweisen Takase und Schlip-
penbach seine Unsterblichkeit!
Tilman Urbach
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Chris Waiden Big Band
FULL-ON!
Content/Edel CD
(54')
„I Can Cook Too“, meint Chris Wal-
den mit Leonard Bernstein. Dass
er eine Big Band zum Kochen brin-
gen kann, zeigt der in L. A. erfolg-
reiche, fünffach Grammy-nominier-
te Ex-Hamburger auf dem ersten ei-
genen Album seit Jahren, in denen
er für allerhand Größen aus Jazz
und Pop arbeitete. Zur Hälfte ins-
trumental, zur Hälfte mit diversen
Vokalist(inn)en, mal mit eigenen
Stücken, mal mit neu arrangierten
Jazz- und Popsongs - von Van Heu-
sen/Cahn über Hank Williams bis
zu Christopher Cross - zeigt Walden ei-
ne große Bandbreite seines Könnens,
swingt hier wie ein Count Basie, klingt
da wie ein Thad Jones. Der Mann ver-
steht sein Handwerk.
klm
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Eric Johnson
ECLECTIC
Heads Up/In-Akustik CD
(72')
Für das Gipfeltreffen zweier Gi-
tarristen mit unterschiedlichem
musikalischen Background müs-
sen prinzipientreue Jazzfans Ge-
duld aufbringen: Erst nach der
Rocknummer „Roll With It“ und
ein paar Tracks später dem mit
folkloristischem Vokal-Intro gar-
nierten „Big Foot“ stürzen sich
Eric Johnson und Mike Stern in
phantasievollen Gitarrenbeiträ-
gen in neue Fusion-Abenteuer.
Vielleicht wollten sie aber auch
mit ihrer aktuellen CD, auf der
sich für jeden etwas findet, ih-
re musikalischen Vorlieben mit
einer rassigen Version von Jimi
Hendrix’ „Red House“ andeuten.
G.F.
MUSIK
KLANG
Stefano Bollani
SHEIK YER ZAPPA
Decca/Universal CD
(58')
Kaum haben wir sein voriges Al-
bum („Joy In Spite Of Everything“,
ECM) ins Regal geräumt, da kommt
der italienische Pianist schon mit
einem Live-Tribut an Frank Zappa,
von dem es so gern heißt, er hätte
eine Brücke zwischen Rock und Jazz
geschlagen. Mit einem Quintett, in
dem Vibraphon und Posaune sehr
schön den zappaesken Sound tref-
fen, setzt Stefano Bollani dem Bau-
prinzip aus Brüchen und Zäsuren,
vertrackten Rhythmen und Struk-
turen des Altmeisters noch eins
drauf, nämlich jazzige Improvisa-
tionen. „Peaches In Regalia“ et-
wa (vom Zappa-Album „Hot Rats“,
1969
) wird, leicht beschleunigt, zum
Virtuosenstück für Piano solo.
klm
MUSIK ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Charles Lloyd
MANHATTAN STORIES
Resonance/New Arts International 2 CDs
(84')
Auch als LP erhältlich
Auf zwei spannenden Live-Konzer-
ten demonstrierte Charles Lloyd
Mitte der
6
oer-Jahre in New York
die fortlaufende Entwicklung sei-
ner souveränen musikalischen
Sprache. Die innovative Konzeption
des Tenoristen und Flötisten wur-
de durch seine temperamentvollen
Kompositionen wie „Sweet Georgia
Bright“ vertieft. Durch die Kommu-
nikation mit dem ungarischen Gi-
tarristen Gabor Szabo kam es zum
Austausch faszinierender Motivket-
ten. Lloyds hymnische Chorusse in
„How Can I Tell You“ belegen aber
auch, wie stark er damals von John
Coltranes Sound beeinflusst war.
G.F.
MUSIK
KLANG
★ ★ ★
Emil M angelsdorff & Friends
\
STOLEN MOMENTS
L+R/Bellaphon CD
(60’)
Der Pionier der Frankfurter Jazz-
szene geht stramm auf die
90
zu
und gibt noch regelmäßig Konzerte
mit seinem Quartett und handver-
lesenen Gästen. Diese Atmosphäre
überträgt er jetzt ins Studio. Gast-
solist Manfred Schoof (Trompete/
Flügelhorn) hat zwei Kompositio-
nen (zum Beispiel „Für Emil“) und
ein Arrangement mitgebracht, an-
sonsten stehen Klassiker des Mo-
dern Jazz auf dem Programm. Alt-
meister Mangelsdorff bläst pa-
ckend und mit abgeklärtem Ton, in
zwei Ellington-Balladen - Duo-Fea-
tures mit dem Pianisten Thilo Wag-
ner - gar bewegend. „Der Emil“,
wie seine Freunde sagen, ist noch
„da“. Ganz ohne Zweifel.
klm
MUSIK
★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
140 STEREO 1/2015
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problematisch I ★ schlecht
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